Erfolg – ein schmaler Grat im Spitzensport

Immer wieder schaffen Fußballer des SVB den Sprung zu etablierten Vereinen.
Heute ist Andi Leitner, der Stammtorhüter und Kapitän von FC Flyeralarm Admira Wacker Mödling, zu Gast bei Ort.News.

Hallo Andi,

seit 2 Jahren bist du auch Kapitän bei Admira. Was sind deine Aufgaben als Mannschaftsführer?

Andi: In erster Linie sehe ich mich als Sprachrohr der Mannschaft und stehe im engeren Austausch mit dem Trainerteam. In der Profimannschaft bin ich auch der Spieler mit der längsten Admira-Vergangenheit (Anm.: 10 Jahre). Mir ist auch wichtig, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn einem Mannschaftskollegen irgendwo der „Schuh drückt“.

Wie läuft es bei dir? Was sind deine Erwartungen für die nächsten Meisterschaftswochen?

Andi: Mir persönlich geht es sehr gut. Sportlich hatten wir eine schwierige Phase im Herbst und die ersten Spiele im neuen Jahr waren auch nicht einfach. Während der Winterpause konnten wir uns jedoch gut verstärken und ich bin daher zuversichtlich, dass wir heuer den Abstiegskampf vermeiden können.

Mit Trainer Damir Burić haben wir einen erfahrenen, echten Fachmann. Das sollte passen.

Als Stammtorhüter hast du dich in den letzten Jahren bei der Admira voll etabliert. Dein Marktwert liegt stabil (lt. www.transfermarkt.at) über 500 T€.
Mit 27 Jahren bist du für einen Torhüter aber fast noch im „jugendlichen“ Alter. Würdest du noch gerne ins Ausland wechseln?

Andi: Ich denke für jeden Profi-Fußballer ist es ein Ziel in eine etablierte Liga (Deutschland, Italien, …) zu wechseln. Im Vordergrund stehen aber meine Leistungen bei Admira, und ich fühle mich dort sehr wohl. Für einen Wechsel muss das Umfeld, der Verein, die Liga, das Land passen. Ich muss nicht um jeden „Preis“ ins Ausland und alle bisherigen Anfragen waren nicht wirklich konkret.

Du wirst von der Agentur „Sports United“ gemanagt. Ab welchem Alter macht es Sinn, sich einen Berater zu holen?

Andi: Als Profisportler muss man sich auf seine Aufgaben konzentrieren. Der Spielerberater ist dafür zuständig, dass das Umfeld funktioniert. Sobald es um den 1. Profivertrag geht, ist es aus meiner Sicht erforderlich, sich mit einem seriösen und professionellen Beraterteam zu umgeben.

Wie sieht dein Tages-/Wochenablauf aus?

Andi: Bei normalem Samstag-Samstag Matchrhythmus gibt es meist einen trainingsfreien Tag zu Wochenbeginn. Die restlichen Tage sind mit Trainingseinheiten, Regeneration, Analyse-besprechungen, usw. gut gefüllt.

Mit 1,84 m gehörst du zu den „kleineren“ Torhütern und musst geringere Reichweite mit anderen Eigenschaften kompensieren.
Es wird gemunkelt, dass du beim Vermessen deiner Körpergröße die Fußballschuhe noch nicht ausgezogen hattest?

Andi: (lacht) Ich trete gerne den Beweis an…
Ich sehe das so: Der Tormann hat sich in den letzten Jahren immer mehr als 11. Feldspieler etabliert.
Aus meiner Sicht muss das Gesamtpaket passen. Größe allein ist sicher kein Erfolgsgarant und es gibt viele Beispiele dafür,
dass sich „mittelgroße“ Torhüter in Spitzenvereinen durchsetzen.

Wo liegen deine Stärken?

Andi: Wahrscheinlich liegt die größte Stärke im Lesen der Spielsituation, in der Antizipation – das frühzeitige Erkennen einer gefährlichen Situation und
diese zu
verhindern, noch bevor es überhaupt zu einer echten Torchance kommt. Auch in der Schnelligkeit und im Reaktionsvermögen.

Kommen wir zu einem ernsteren Thema. Spitzenfußball bedeutet Ergebnis- und Leistungsdruck, öffentliche Kritik und in der Öffentlichkeit stehen – die psychische Belastung ist enorm. Depression ist bei Fußballern ein Tabuthema. Wie gehst du mit psychischem Druck um?

Andi: Die Tragödie um Torhüter Robert Enke habe auch ich in Erinnerung.  Das Thema Stress und psychische Belastung ist aus meiner Sicht ein riesengroßes Thema und wird viel zu selten besprochen. Gerade in heutigen Zeiten mit den vielen Social Media Möglichkeiten verschärft sich die Problematik weiter.
Lorius Karius wurde nach seinen Fehlern im Champions League Finale ein ½ Jahr im Internet „zerrissen“.

Bei Admira steht das Problem zwar nicht im Vordergrund, aber es gibt in jeder Mannschaft mehr oder weniger sensible Spieler.
Ich persönlich versuche die Nervosität und den Matchstress in eine positive
Anspannung zu verwandeln. Dies gelingt mir bisher sehr gut.
In Ausnahmesituationen habe ich mit meinem Papa, der das Sportlerumfeld  aus seiner eigenen Erfahrung sehr gut einschätzen kann,
einen

sehr guten Ansprechpartner bei allen Problemen. Das schätze ich sehr.

Wie gehst du mit Niederlagen um? Wie verarbeitest du diese?

Andi: Niederlagen gehören genauso zum Fußball wie Siege. Ebenso wie im privaten Leben.
Mein Ansatz ist es, mich nach Niederlagen zu sammeln, analysieren und dann wieder neu durchzustarten.
Meiner Meinung nach bringt es nicht viel, sich zu lange mit Niederlagen zu beschäftigen bzw. daran hängen zu bleiben.

Wie kannst du deinen Weg zum Profifußballer beschreiben? War er geprägt von Entbehrungen?

Andi: Es war, so lange ich denken kann, mein Wunsch Tormann zu werden. Meine Familie hat mich zu 100% dabei unterstützt. Und wäre mir der Sprung zum Profifußballer nicht gelungen, dann hätte ich auch volle Rückendeckung für eine neue Richtung erhalten.

Als ich mit 12 Jahren in die Sporthauptschule Weiz gewechselt bin, war das neue Umfeld kein Problem. Ich durfte jederzeit nach Hause und meine Eltern hätten mich auch jederzeit abgeholt. Ein bisschen schwieriger war der Wechsel mit 14 Jahren in die Austria-Akademie. Aber einige meiner Klassenkollegen wechselten ebenfalls dorthin und Hollabrunn war auch nicht „aus der Welt“.

Und wie ist es deinen Klassenkollegen ergangen?

Andi: Mein Sitznachbar war Marcel Sabitzer, zudem ich noch immer ein sehr freundschaftliches Verhältnis habe. Kevin Friesenbichler von Sturm Graz war ebenfalls in der gleichen Klasse und wir schlugen den gleichen Weg ein: SHS Weiz – Akademie Austria – Akademie Admira. Wir waren ein guter „Weizer“-Jahrgang. 😉

Talent versus Fleiß – was ist wichtiger?

Andi: Ich kann dazu nur über meine persönlichen Erfahrungen berichten. Bis zum 18. Lebensjahr habe ich vom Talent gelebt und war sicher nicht der disziplinierteste. Ich musste erst erfahren und erkennen, dass es nur mit harter Arbeit möglich ist, sich durchzusetzen und an der Spitze zu halten. Umgekehrt sehe ich es auch als unmöglich, nur mit Fleiß den Erfolg zu erzwingen.

Dein Papa war auch ein sehr guter Torhüter, war er für deine sportliche Entwicklung ein wichtiger Erfolgsfaktor oder mehr Bezugsperson?

Andi: Papa hat mir sicher den Tormann in die Wiege gelegt.
Mein erster „echter“ Tormanntrainer war aber Walter Guster, dem ich auf diesem Weg auch zum runden Geburtstag gratulieren möchte.
Von klein auf hatte ich damit eine sehr gute Ausbildung.

Was war dein schönstes sportliches Erlebnis?

Andi: Das schönste Erlebnis war zugleich auch das Negativste.
Es war im Dezember 2012 in meinem 1. BL Heimspiel (gegen Ried) mit 2 schrecklichen „Eiertoren“.
Am Ende hat mich dieses Erlebnis aber auch stärker gemacht. Es kann mich zumindest im sportlichen Bereich nichts mehr wirklich erschüttern.
(Anm.: Match gegen Ried ging mit 0:3 verloren, damaliger Admira-Trainer war Didi Kühbauer)

Von welchem Trainer hast du in deiner Karriere am meisten mitnehmen können?

Andi: Von Didi Kühbauer, er war mein 1. Profitrainer, konnte ich viel lernen und auch mein derzeitiger Trainer, Damir Buric, ist sehr kompetent.

Wie schaut deine Planung nach der Karriere aus?

Andi: Darüber habe ich mir bis jetzt keine großen Gedanken gemacht. Aber ich will natürlich auch später dem Fußball erhalten bleiben. Als ersten Schritt möchte ich die Tormanntrainer-Ausbildung beginnen.
Grundsätzlich steht die mittelfristige Entwicklung allerdings noch nicht im Vordergrund.

Hast du noch einen engen Bezug zur Breitenau?

Andi: Ja, natürlich! Die Breitenau ist noch immer meine Heimat. Ich komme ca. alle 14 Tage nach Hause und habe auch eine Wohnung in der Breitenau gekauft.

Verfolgst du die sportliche Entwicklung deines Kindheitsvereines? Wie siehst du die Zukunft für den Breitenauer Fußball?

Andi: Wenn es die Zeit ermöglicht, schaue ich mir gerne das eine oder andere SVB-Heimspiel an. Für einen Verein wie dem SV Breitenau gibt es immer Höhen und Tiefen. Mir persönlich war der Spaß beim Fußball immer wichtig und es haben sich daraus auch die besten Freundschaften abseits des Platzes entwickelt.

Wer ist dein größter Fan?

Andi: Meine Schwester.

Lieblingsplatzerl in der Breitenau?

Andi: Heideggberg im Eibeggraben

Vielen Dank für das nette Gespräch und alles Gute zum baldigen Geburtstag!
Wir wünschen dir eine Einberufung ins Nationalteam und viel Erfolg für die Zukunft.

Infobox Andreas Leitner:
Geboren am: 25. März 1994
Familienstand: vergeben
Wohnhaft: in Mödling

Ausbildung:
VS+HS Breitenau,
Wechsel zur Sporthauptschule Weiz (3.+4.Klasse),
Akademie Hollabrunn (Austria Wien),
Südstadtakademie Mödling (Admira Wacker),
Abschluss Handelsschule.

Erfolge:
Von Verletzungen bisher verschont geblieben,
zuverlässiger Abstiegsverhinderer (mit FC Flyeralarm Admira),
diverse Erfolge mit allen österreichischen Nachwuchsnationalteams.

Lieblingsverein international: Juventus Turin
Bester Torhüter: Gianluigi „Gigi“ Buffon (43 J., Juventus Turin
Bester Feldspieler: Zinédine Zidane („soweit ich mich erinnern kann“)

Markenzeichen: KEINE Tätowierung
Besondere Eigenschaft:  ehrgeizig, ungeduldig, lernwillig

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