Die Vorstellung vom „Jüngsten Gericht“ spielte besonders im mittelalterlichen Europa eine große Rolle und wurde daher häufig künstlerisch verarbeitet. Berühmte Beispiele finden sich in Altarbildern (Hans Memling, „Weltgerichtsbild“ um 1467, Nationalmuseum Danzig), Wandbildern (Michelangelo, „Das jüngste Gericht“ um 1540, Sixtinische Kapelle, Rom), Gemälden (Peter Paul Rubens, „Das Große jüngste Gericht“ um 1617, Museum Alten Pinakothek, München) oder Kirchenportalen (Berner Münster).
Auch in der Breitenau wurde dieses Thema sehr aufwändig verarbeitet.
Das anspruchsvolle Weltgerichtsfresko befindet sich in der Kirche St. Jakob und wurde im Jahr 1959 (nach dem Hochwasser 1958) freigelegt.
Das fünf Meter breite und ursprünglich sechseinhalb Meter hohe, färbige Wandbild an der Nordseite des Chores ist um 1450, also 50 Jahre nach der Erbauung der Kirche, entstanden. Gemalt hat es, vermutlich im Auftrag der Pernegger Herrschaft, ein Wandermaler mit seinem Team.
Für den Auftrag, in der Kirche ein solches aufwändiges „Jüngstes Gericht“ herstellen zu lassen, muss es einen triftigen Anlass gegeben haben. Hier in der Breitenau könnte dieser mit den mehr oder weniger locker lebenden Bergknappen und Goldschürfern zusammenhängen, denen man die Folgen ihres Lebenswandels vor Augen führen wollte. Die Leute konnten zu diesen Zeiten nicht lesen und daher wurde in farbigen Bildern in den Kirchen die wesentlichen Botschaften und Regeln des christlichen Glaubens vermittelt.
Das Kirchenfresko lässt sich wie folgt beschreiben:
Ganz oben sitzt Christus als Weltenrichter in der Gloriole (Leuchterscheinung). Dieser Heiligenschein umhüllt den gesamten Körper und wird daher als Mandorla (mantelförmige Lichterscheinung) bezeichnet. Zu Seiten seines Hauptes sind Schwert und Lilie zu sehen (vergleichbar zu Weltgerichtsbild Hans Memling), als Symbole weltlicher und geistlicher Macht, darüber Sonne und Mond als Zeichen umfassender Weltherrschaft.
Links davor knien Maria als gekrönte Himmelskönigin und rechts (und in dieser Form sehr selten dargestellt) Johannes der Täufer mit einem vor ihm liegenden offenen Buch auf dem ein Lamm mit dem Kreuzstab liegt, was ihn als Vorläufer Christi ausweist.
Darunter sind die Apostel, in gleicher Kopfhöhe hinter einer Mauer, aufgereiht dargestellt. Erkennbar an seinen Attributen (Pilgerhut mit Muschel) ist nur der Apostel Jakobus d. Ä. (2. von links), der Patron der Kirche.
In der untersten Zone sind die aus ihren Gräbern Auferstehenden zu sehen. Sie werden je nach ihrem Lebenswandel von Engeln oder von Teufeln weggeführt. Ganz unten und ziemlich zerstört, sind die personifizierten sieben Todsünden
- Hochmut (Eitelkeit, Übermut), lat. Superbia
2. Geiz (Habgier), Avaritia
3. Wollust (Begehren, Genuss), Luxuria
4. Zorn (Wut, Rachsucht), Ira
5. Völlerei (Masslosigkeit, Selbstsucht), Gula
6. Neid (Eifersucht, Missgunst), Invidia
7. Faulheit (Feigheit, Ignoranz), Acedia
und die ihnen entsprechenden Strafen geschildert.
1959 ist das Fresko von der barocken Übermalung freigelegt worden. Durch den Bau der Sakristei (Ende 17. Jh.) wurde das Fresko leider teilweise zerstört.
Über ein schönes, gut ausgeleuchtetes Bild des Freskos würden wir uns freuen.
Übermittlung an feedback.breitenau@ort.news erbeten.
Eines (auch wegen seiner besonderen Geschichte) der berühmtesten Weltgerichtsbilder malte der niederländische Maler Hans Memling.
Das Bild befindet sich im Nationalmuseum in Danzig, Polen.
Das Gemälde wurde ungefähr zur gleichen Zeit wie das Fresko in der Kirche St. Jakob gemalt.
Einzelne Darstellungen sind vergleichbar und erleichtern die Interpretation des teilweise zerstörten Breitenauer Freskos.
Quelle: http://mng.gda.pl/zbiory/sztuka-dawna/hans-memling/, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1455943

