Ein Tratscherl mit der ältesten Gemeindebewohnerin

Der „Breitenauer Stammtisch“ traf sich in der Eibeggsiedlung mit der ältesten Bewohnerin unserer Gemeinde.
Vor 97 Jahren ist Fr. Josefa Bostijancic, geb. Taus, in unserer Heimatgemeinde auf die Welt gekommen.
Wir durften eine lustige und sehr rüstige Frau kennenlernen.

O.N.: Liebe Fr. Bostijancic, mit hohem Alter führen sie noch immer fast eigenständig ihren Haushalt. Wie geht es ihnen?

Fr. Bostijancic: Die Zeit vergeht sehr schnell. Ich kann es gar nicht glauben, dass der „100er“ nicht mehr weit weg ist.

O.N.: Können sie ein wenig über ihr Leben erzählen – im Schnelldurchlauf sozusagen.

Fr. Bostijancic: Mein Mädchenname war Taus. Ich bin in einem Haus neben dem „Kropffeichter“ geboren worden – als Älteste von 3 Mädchen.
Bald sind wir zum „Knappenstall“ im Eibegggraben zu meinen Großeltern gezogen. An die Schlittenfahrten beim Stall kann ich mich noch gut erinnern.

Mein Großvater wollte immer einen Bauernhof kaufen und hat gespart und gespart.
Aber nach dem 1. Weltkrieg kam die Geldentwertung. Das angesparte Geld war dann in ganz kurzer Zeit nur noch einen Laib Brot wert.

Ich bin 8 Jahre in die Volksschule St. Jakob gegangen, Unterstufe und Oberstufe. Fr. Sametz war meine Lehrerin – ich hatte alles 1er im Zeugnis.

O.N.: Sie waren 15 Jahre alt als der 2.Weltkrieg ausgebrochen ist. Wie ist es da weitergegangen?

Fr. Bostijancic: Nach der Schule musste jedes Mädchen ein „Mädchenjahr“ verbringen. Ich kam in die Nähe von Landshut auf einen kleinen Bauernhof mit vielen Tieren.
Das Daunenrupfen der lebendigen Gänse habe ich noch gut in Erinnerung. Die Gänse taten mir sehr leid. Den Kälbchen habe ich heimlich Getreide gefüttert.
Wenn mich die Tiere gesehen haben, sind sie schon gesprungen vor Freude.
Die Familie aus Deutschland war vor 5 Jahren noch auf Besuch bei mir. Es ist eine schöne Freundschaft geblieben.

O.N.: Nach dem „Mädchenjahr“ ging es zurück in die Heimat?

Fr. Bostijancic: Ja. Meine Eltern haben sich scheiden gelassen. Meine Mutter hat bei den Veitschern gearbeitet und gewohnt haben wir bei den Schafferwerken.
Ich habe in Bruck Damenschneiderin gelernt, bei der Schneiderei „Helene Walter“. Später im Krieg habe ich auch in Bruck gewohnt.
Bei jedem Fliegeralarm sind wird in den Luftschutzkeller im Schloßberg gerannt. Aber insgesamt habe ich den Krieg nicht so gespürt.

Nach dem Krieg habe ich meinen Mann Ferdinand kennengelernt. Er war aus Traföss. Wir haben eines der ersten Häuser in der Eibeggsiedlung gebaut.
Es haben alle zusammengehalten und mitgeholfen. Alles wurde händisch gemacht.

Erinnern kann ich mich auch noch genau an das Hochwasser im 58er Jahr. Ich war allein zu Hause mit meinen 2 Buben (Gerhard und Ferdinand).
Ferdinand konnte von der Arbeit nicht mehr nach Hause kommen. Es war grauslich. Von überall ist das Wasser gekommen.

O.N.: Dann kam der Wirtschaftsaufschwung.

Fr. Bostijancic: Ich war Hausfrau und habe als Näherin in der Siedlung gearbeitet. Jeder hat seine Rolle gehabt – Näherin, die Nachbarin als Strickerin, und so…

Meine Schwester Karla hat Ende der 60er Jahre den „Steir. Jockl“ bewirtschaftet. Ich habe auch mitgeholfen.
Das war eine sehr schöne Zeit – auch die Urlaubsfahrten nach Lignano. Meine Tochter Doris ist auch schon mitgefahren.

Das Eisschießen war meine Leidenschaft. Oft waren wir am Vormittag und am Nachmittag auf der Eisbahn. Mein Mann hat die Eisstöcke gemacht.
Es war immer viel los auf der Eisbahn in der Eibeggsiedlung.

O.N.: Die heutige Zeit mit neuen Technologien wurde schnelllebiger. Wie geht es ihnen dabei? Wie halten sie sich fit?

Fr. Bostijancic: Ich bin gerne alleine. Meine Kinder unterstützen mich. Mit der Lupe lese ich die Zeitung. Handy brauche ich nicht, habe ein Schnurlostelefon.
Mein Garten hält mich auf Trab, überall gibt es viele steile Stiegen. Eigentlich lebe ich sehr gesund – fast alles aus eigenem Garten. Das kann ich nur jedem empfehlen.

O.N.: Lieblingsplatzerl?

Fr. Bostijancic: Früher der Steir. Jockl, jetzt mein Garten.

O.N.: Vielen Dank für das sehr nette und unterhaltsame Gespräch.

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